DER
KINGSBAY–BLUES UND DIE KLEINHOLZ BLUES
BAND
Die meisten
Stücke der
„KLEINHOLZ BLUES BAND“. entstanden Anfang
der
achtziger Jahre und es gibt sie auch als vertonte Blues –
Rock
Stücke.
In der Regel
entsprangen die Texte der Feder von Sänger und Frontmann Fritz
Koop.
Daneben gibt es
aber auch
Texte von Drummer Kai Sellmer, Bassisten Kalle Priebe, Saxofonist
Gernot Kaempfe sowie von Stefan und Jürgen, den Gitarristen
einer
Vorläuferbesetzung der Band.
Stefan hat sich
verewigt im „Loosin´ Blues“.
Jürgen
war ein typischer
Kandidat aus der Kategorie Wahnsinn und Genie. Er konnte keine Noten
und beherrschte keinen einzigen Akkord. Er spielte dennoch eine
göttliche Sologitarre.
Für
Jürgen kam Gernot und für Stefan kam Lars.
Die
„KLEINHOLZ BLUES
BAND“. existierte in dieser Besetzung sechs Jahre
und hat
in dieser Zeit fast sechzig ausnahmslos eigene Stücke
hervorgebracht, ohne ein einziges Stück zu couvern.
Es entstand der
unverwechselbare mittelholsteinische Kingsbay Blues (abgeleitet vom
Probenraum in Klein Königsförde).
Blues ist zu
verstehen als
die musikalische Umsetzung von persönlich Erlebtem und
Erlittenen.
So entstand der Blues seinerzeit auf den Baumwollfeldern in Lusiana.
Eine Übertragung dieses speziellen Blues auf den deutschen
Sprachraum kann nur kläglich enden, genauso wie der Versuch,
weißer deutscher Mittelschichtkinder, diesen speziellen,
nicht
selbst erlebten Blues darzubieten.
Folglich ist
deutscher Blues etwas völlig anderes, was nicht bedeutet, dass
er nicht seine Daseinsberechtigung hat.
Die ersten
Versuche in diese
Richtung hatten seinerzeit die Beatles und hatten wahrlich in eine
Lücke gestoßen. Das setzte die Messlatte
dermaßen
hoch, dass es in Deutschland nie so recht zu der Entwicklung einer
eigenen Bluesrichtung kam. Ansätze gab es vereinzelt von Udo
Lindenberg, sowie aus der Neuen Deutschen Welle, die zumindest mit dem
Tabu brach, dass Texte für Rockmusik nicht auf deutsch sein
dürfen.
In einer anderen
Epoche
wäre der überregionale Erfolg der
„KLEINHOLZ BLUES
BAND“. vorprogrammiert gewesen. Doch als die Band die
nötige
Professionalität erlangt hatte, war von den Medien leider
schon
auf allen Kanälen das Zeitalter der uniformen Umta - umta
–
Formatmusik eingeläutet worden, Fantasie war zu dieser Zeit
nicht
mehr gewollt.
Neben den
bereits erwähnten Musikern gab es noch Rüdiger von
Elm an der Gitarre sowie Lars Windt am Keyboard.
Dieser enorme
Output ist auf
die Probendisziplin zurückzuführen. Es gab
unregelmäßige Auftritte, so zum Beispiel einige
Kieler
– Woche – Gigs.
Mit dem
Erlös der
Auftritte wurde dann in der Regel ein Aufnahmestudio gemietet, aus dem
etliche Demotapes sowie zwei CDs hervorgegangen sind.
Die Band war
eine
ausgesprochen heterogene Truppe, was wahrscheinlich das Geheimnis
für die Effektivität war. Für die einzelnen
Mitglieder
wurde das ganze allerdings bei sechs Leuten gruppendynamisch mehr und
mehr zu einer Gratwanderung.
Allein das
unkalkulierbare
Auftreten des exzentrischen Sängers Fritz, dessen Texte sich
ständig an der Grenze zum Sophismus bewegte, war per se
bereits
eine permanente gruppendynamische Gratwanderung für die
übrigen Bandmitglieder, Karsten Buschhüter den
Mischer
einbezogen.
Jener Karsten,
der vier
Garagen mit PA – Technik füllte und dessen
Zweizimmerwohnung
mehr und mehr Ähnlichkeit mit der Brücke des
Raumschiffes
„Orion 8“ erlangte.
Fritz ging mit
einem neuen
Text immer gleich zu Kalle dem Bassisten. Ihn sülzte er
erstmal
voll mit der durchgeknallten Message des Textes und an welcher Stelle
im Text es ordentlich grooven muss.
Kalle, wie Fritz
Pastorensohn, verstand und es entstanden die Harmonien.
Während
der Proben hat
Kalle, der Libero der Band, dann die gerade erst selbst erfahrene
Message den anderen nach und nach verklickert. Das
anschließende
Reflektieren über Inhalt und Aussage hatten bisweilen
Ähnlichkeit mit der Muppet – Show.
Sellmer und
Fritz waren
Kumpel und deshalb hatte Sellmer immer als erstes den Blues verstanden.
Das war klasse, denn so hatten die Gruppe ziemlich schnell neben den
Harmonien auch den Rhythmus und den Drive. Sellmer fand sowieso jedes
Stück grundsätzlich lustig.
Gernots Beitrag
zu den Stücken war zunächst einmal einen Ton pro
Takt, meistens der Grundton.
Im Laufe der
Proben wuchs er mit dem Blues, bis das Stück stand.
Lars kriegte von
alledem
meistens nicht viel mit, weil er ständig irgendwas an der
Technik
am stöpseln war. Aber das machte nichts, denn die Hammond mit
dem
Lessly sprachen sowieso ihre eigene Sprache, wichtiger Bestandteil des
Kingsbay Blues.
Rüdiger
pickert erstmal
lange an seiner Gitarre rum und kommt nur langsam aus der Ecke, wenn er
dann da ist, dann aber gewaltig.
Privat hatten
die sieben eher sporadisch zu tun, man besuchte sich vereinzelt.
Man traf sich
und setzte den
Kingsbay- Blues in Musik um. Man arbeitete vergleichsweise
diszipliniert. Gruppendynamisch bewegte sich das ganze Unternehmen
zunehmend am Limit, dies besonders bei Auftritten.
Die Produktion
von „Neuigkeiten“ war das krönende Finale.
Als die Band
dann mehrheitlich beschloss, einen zweiten Gitarristen als siebentes
Bandmitglied aufzunehmen, stieg Fritz aus.
Die Band
löste sich dann
nach und nach auf, es kamen neue Mitglieder, bis schließlich
nur
noch der Bassist und der Saxofonist von der Ursprungsbesetzung
übrig waren.
Diese bauten
eine neue Truppe
mit wechselnden Besetzungen unter dem Namen
„Chick´n
Wings“ auf. Aus dieser Formation entstand
schließlich
„BRENNOHLZ BLUES BAND“, quasi als Konkursverwalter
der
„KLEINHOLZ BLUES BAND“. Was bei dieser Formation
vom
Kingsbay Blues übrig blieb, mag ein jeder durch Vergleich
selbst
entscheiden.
Diese Band
verwendet neben
einigen neuen Texten nach wie vor die alten Texte von Kleinholz im
überarbeiteten musikalischen Gewand.
Der
unverwechselbare Kingsbaygroove von der „KLEINHOLZ BLUES
BAND“. wurde nie wieder erreicht.